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Die schönsten Jahre waren nach 1954

24.06.10 (Aktuelles, Gerhard Ahrens, Startseite)

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Gerhard Ahrens schreibt für FussballFanSeiten.de – Folge 12

Bereits im zweiten Bericht dem Spiel in Leipzig habe ich es angesprochen; Sepp Herberger bezüglich seiner schönsten Fußball Jahre befragt, sagte unseren Gastgebern in Amerika für uns alle überraschend, die Zeit nach 1954 ist nicht zu toppen.
12-Mannschaft vor dem Bus

12-Mannschaft vor dem Bus


Diese Jahre durfte ich mit erleben und ich kann seine Worte nur voll bestätigen. Was Sepp Herberger erlebte, das wurde auch der Waltermannschaft zu teil. Schliesslich waren in unseren Reihen neben Fritz vier weitere Weltmeister. Ganz gleich wo auch immer wir zu Gast waren, ob in Deutschland oder in anderen Teilen der Welt. Fritz Walter und seine Walter-Elf waren überall gefragt und füllten jedes Stadion. Die Sympathien für Fritz schlugen sich auch auf die übrige Mannschaft nieder. Meistens benutzten wir unseren Bus, ob nach Spanien Valencia, Barcelona oder nach Brüssel oder London. So hatten wir viel Zeit für uns und unsere Kameradschaft auszubauen. Fritz verstand es meisterhaft die Mannschaft zu sammen zu schweißen und der Erfolg tat sein Übriges.

Natürlich blühte auch der Flachs und Werner Liebrich hatte stets etwas parat, wenn er glaubte, wieder einmal zuschlagen zu müssen. So konnte Herbert Schroer wirklich wunderbar Granada singen und schon hatte er den Spitznamen Conchitta weg. Einmal geprägt, blieb er auf alle Zeit haften zum Gaudi der restlichen Kameraden.

12-Standard Lüttich

12-Standard Lüttich


Zum Kader gehörte ich nun, aber ich wollte ja auch zeigen, dass ich zu Recht dabei war. So kam meine erste Bewährungsprobe bei einem Freundschaftsspiel bei Standard Lüttich. Fritz ging in der ersten Hälfte vom Platz und ich durfte seine Position auf halbrechts einnehmen. So ganz glücklich über meine Leistung war ich anschließend nicht, aber es war der Anfang. Das Spiel ging übrigens 3:3 aus.
Mir war schon klar, die Mannschaft bestand ausschließlich aus zweimaligen Deutschen Meistern und jeder fühlte sich noch fitt für weitere Meisterschaften. Was ja auch in Folge mit 11-maliger Südwest Meisterschaft gelang. Da sich einen Platz als junger Spieler zu sichern, durfte nicht einfach werden. Nur dabei zu sein reichte mir aber nicht.
12-Spieler der Torfabrik

12-Spieler der Torfabrik

So kam es am 16.4.1955 zu meinem ersten Pflichtspiel gegen VFR Frankenthal welches mit 4:2 gewonnen wurde. Ein Tor konnte ich auf mein Konto verbuchen. Die dicke Überschrift im Sportmagazin lautete: Neue FCK Sterne: Sokoll, Ahrens.
Weiter im Text stand dann: Von den eingesetzten Nachwuchsspielern der Platzbesitzer hinterließen Stopper Sokoll und Mittelstürmer Ahrens den nachhaltigsten Eindruck usw. Original Text wurde mir durch einen Freund erst jetzt im hohen Alter überlassen und den zähle ich natürlich heute zu meinen schönsten Erinnerungen an meine sportliche Zeit. Erst nach Jahrzehnten wird mir so richtig klar, was ich in dieser Zeit alles durch den Fußball erleben durfte.

Mir war auch klar, an Ottmar Walter kommst du nicht vorbei und der Mittelstürmerposten konnte nur ein Traum bleiben. Trotzdem war ich überrascht als bei einem Freundschaftspiel beim SV Wiesbaden Trainer Richard Schneider plötzlich sagte: Ahrens Nr. 2.
Ich muß ein wenig komisch aus der Wäsche geschaut haben als dann Fritz meinte, hast du etwa Angst Verteidiger zu spielen? Naja, es ging dann ja auch ganz gut und dann war ich hinten drin. Mal Verteidiger oder Außenläufer oder auch schon mal Stopper. Also nach hinten versetzt und das Stürmerblut mußte zurück stecken. Jedenfalls gab es auch in Zukunft noch gute dicke Überschriften für mich im Sportmagazin wie:
Aufbau mit Ahrens-Mangold hat sich ausgezeichnet bewährt. Oder Ahrens-Miksa fügen sich immer besser ein beim 1:0 gegen den Lokalrivalen VFR Kaiserslautern. Sowie: Die neue Läuferreihe mit Ahrens-Eckel-Mangold war gerade auf den jungen Außenläuferposten besonders stark. Dieses im Vorrundenspiel um die Deutsche Meisterschaft – wobei welche Tragik, wir durch 2/100.stell Tordifferenz nicht ins Deutsche Endspiel kamen. Auf dieses Spiel möchte ich später noch einmal besonders eingehen.

12-Mannschaft im Bus

12-Mannschaft im Bus

Neben meinem Anfangsbericht vom Spiel in Leipzig vor 120-tausend Zuschauern 1956 werde ich noch einige besonders interessante Spiele herausgreifen, die ein ziemlich genaues Bild auf die damalige Situation im Fußballsport werfen. Bilder aus dieser Zeit vom Geschehen waren nicht so selbstverständlich wie heute, kaum jemand hatte eine Kamera dabei und so kann schon einmal das ein oder andere Bild nicht die Qualität der jetzigen Bilder erreichen. Wie doch heute jeder mit dem Handy Bilder und Vidiofilme schießen kann auf Schritt und Tritt.
So waren wir mit unserem Bus, Fahrer Arthur Schuhmacher und gleichzeitig Mannschaftsbetreuer, gemütlich nach London gezockelt. Bei Westham United war ein Flutlichtspiel vereinbart. Flutlicht war mitte der 50er Jahre nicht selbstverständlich, selbst in den großen Stadien nicht immer.

12-Tower Bridge

12-Tower Bridge


Unser Mannschaftskader umfaßte nicht einmal 20 Spieler. Auf Reisen waren in der Regel nicht mehr als 15 dabei. 1954/55 gehörten alphabetisch nachfolgende Spieler zum Kader: Ahrens, Baßler, Bauer, Biontino, Eckel, Fischer, Hölz, Karch, Kohlmeyer, W. Liebrich, Mangold, Müller, Render, Scheffler, Schmidt, Sokoll, Fr. Walter, O.Walter, Wanger und Wenzel.
In London standen uns bereits 45 Vollprofi gegenüber. Wir dagegen teilweise ausgestattet als Vertragsspieler mit knapp 120,- DM monatlich. Die Engländer legten ein hartes Spiel und hohes Tempo vor. Wir mußten uns erst an die englische Härte gewöhnen. Karl Schmidt spielte linker und ich rechter Verteidiger. Wir gewannen 4:2. Uns überraschte die professionale Ausstattung des Stadions im Mannschaftsbereich. Warme und kalte Schwimmbäder, so kannten wir es von unserem Betzenberg nicht.
Es wurde für uns eine erlebnisreiche Fahrt mit den Besuchen an der Tower Brigde, Big Ben und den Wachposten vorm Parlament mit ihren Fellmützen. Eine Aufnahme vor dem riesigen Tor vom Buckingham Palast ist nicht so ganz gelungen. Der Abstand über die breite Straße war für meine Kamera zu weit. Einquartiert waren wir in der Nähe vom Hydepark in einem Hotel an einer sehr befahrenden Innenstraße Londons. Zurück ging es dann mit dem Bus wieder mit der Fähre über Dover nach Ostende.
12-Mannschaft in London

12-Mannschaft in London


Auch die im folgenden Bericht geschilderten Spiele gegen die belgische Nationalmannschaft oder die Endrunde 1956 um die Deutsche Meisterschaft lassen an Spannung keine Langeweile aufkommen. So war es in den 50er Jahren und wir waren stolz und dankbar dabei zu sein, wenn auch unsere Ansprüche in jeder Hinsicht bescheiden waren im Gegensatz zur heutigen Zeit. Wir waren zufrieden und glücklich einen so guten Fußball mit Fritz Walter präsentieren zu dürfen. Zum Überleben hat es gereicht. Es wird niemand glauben, aber auch Fritz Walter war in dieser Zeit schon für 120,- DM monatlich beim FCK unter Vertrag.

Die Begeisterung der Zuschauer. Die Verehrung Fritz Walters und seiner vier Weltmeister im Team, hinterließ auch seine Spuren auf den Rest der Mannschaft. Wir fühlten uns rund herum wohl in dieser Atmosphäre und jeder hätte mit keiner anderen Mannschaft der Welt tauschen wollen.

12-Mannschaft in Paris

12-Mannschaft in Paris


Wenn heute die Fans begeistert ihre Lieder vom Betzenberg singen, dann sollte man sich immer wieder erinnern, wer diesen weltweiten Bekanntheitsgrad der Fußballstadt Kaiserslautern gründete. Wenn zur Zeit führende Köpfe das Stadion umbenennen wollen oder die Einrichtung eines Fußball Museums boykottieren, dann erkennen diese Leute nicht wie wertvoll alles für den Tourismus unserer Stadt werden könnte. Für mich sind sie einfach fehl am Platz, da sie offensichtlich eigene Interessen verfolgen und nur um Glanzauftritte bemüht sind, alles andere ist unwichtig. Erfreuen wir uns an den Einfällen der Fans und ihren Liedern:

http://www.youtube.com/watch?v=Z35OCK52WZw&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=xwpHCL4X3Vw&NR=1

Meine DVD mit 325 Bildern aus der Walterelf Zeit mit Musik unterlegt ist ein echter Diamant aus dem Leben Fritz Walters und sollte in keiner Fußball Sammlung fehlen. Einfach nur unter waltermannschaft@web.de anfragen.

Gerhard Ahrens

PS: Uter http://picasaweb.google.de/ahrensgerhard gibt es eine große Bilderauswahl sowie bei http://www.wo-was-wie-hilft.de/ aus vielen Stadien und Ländern Berichte nicht nur über eine sehr schöne Fußballvergangenheit.

Ein Kommentar

  • 1
    veterinary technician:

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