FussballFanSeiten.de

Aktuelles aus der Welt des Fußballs + Spielberichte von Fans für Fans

Wegen 2-hundertstell Tordifferenz das deutsche Endspiel verpasst

23.08.10 (Aktuelles, Fussballbücher, Gerhard Ahrens, News, Startseite)

Twitter It!    Teilen

Gerhard Ahrens schreibt für FussballFanSeiten.de – Folge 13

Nach Spanien hatte unser Spiele Vermittler besonders gute Kontakte und so spielten wir in Barcelona oder auch in Valencia. Das Spiel in Valencia, das uns wegen der Besetzung der Mannschaft Kummer machte. Es fehlte Fritz und Ottmar Walter und auf der Fahrt entlang der Küste fiel auch noch Karl Schmidt aus gesundheitlichen Gründen aus. Es wurde eine regelrechte Abwehrschlacht und wir mussten mit 2:1 letzt endlich die Segel streichen. 13-Werner Kohlmeyer
Da ein Unglück meistens nicht allein kommt, bekam unser Bus auch noch in Tarragona einen Plattfuss. Hier an der Ballustade oberhalb des Mittelmeeres unser Weltmeister Werner Kohlmeyer wie er die Kameraden beim Baden im Mittelmeer beobachtet; denn Trainer Richard Schneider hatte wieder eine seiner Heilpraktiker Ideen – die Erkältung von Karl Schmidt sollte durch Salzwasser seine Heilung finden. Hat nicht geklappt, aber der Trainer hatte da immer Hilfen, wenn Kameraden in Schwierigkeiten waren. Vor allen auch dann, wenn er selber gern im Mittelmeer schwimmen gehen wollte.
So bekam unser Linksaußen Karl Wanger bei einer Zerrung einen Verband mit einem großen Stück Rindfleisch aufs Knie gelegt. Schließlich war die Metzgerei Speyerer nicht weit von unserer Geschäftsstelle und dem Behandlungsraum entfernt. Verdächtig machte er sich erst, als er nach jedem Training eine Zerrung im Bein verspürte. Als dann unser Trainer auf andere Hilfsmittel als die frischen Rumsteaks umstellte, wurde er schnell wieder ohne Fleischbehandlung fitt.
13-Waltermannschaft 1957

Dann wurde ein Freundschaftsspiel im Heysel Stadion in Brüssel gegen die belgische Nationalmannschaft vereinbart. Für uns war es damals nicht selbstverständlich unter Flutlicht zu spielen. Trainer Richard Schneider hatte wieder einmal eine tolle Idee für unseren Torwart Willi Hölz. Er bemalte unterhalb die Augen schwarz mit Holzkohle und dachte so dem Willi eine bessere Sicht gegen das Flutlicht zu geben. Was dann aber geschah war alles andere als eine gute Idee.

13-Flutlichspiel Bruessel

13-Flutlichspiel Bruessel

Willi Hölz sah so gut wie nichts, wenn er ins Licht blickte und musste sich dann in der Halbzeit vom Fritz anhören, hättest doch besser Scheuklappen angelegt, hast ja sowieso nichts gesehen. Wir verloren am Ende mit 6:3. Sechs Tore, dass hat es so gut wie noch nie gegeben. Da wurden natürlich auch Gründe gesucht und auf der Heimfahrt eine lange gerade Strecke von Brüssel nach Kaiserslautern war es ziemlich still in der Dunkelheit und so war der Plubs nicht zu überhören, der von Fritz Walters Piccolo ausging. In diese Stille dann der Ausruf „Duuurst“ von Willi Hölz brachte ihm alle Lacher wieder auf seine Seite und das Spiel war schnell vergessen.
14 Tage bereiteten wir uns im Mai 1956 im Hotel Blume in Obertal im schönen Schwarzwald auf die Endrunde um die Deutsche Fußballmeisterschaft vor. 13-Schwarzwald Hier in der Blume war schon 1954 die Nationalmannschaft im Vorbereitungslehrgang für die Weltmeisterschaft untergebracht. Fritz Walter hatte ein freundschaftliches Verhältnis zu den Besitzern und wir verlebten herrliche Tage in einer schönen Landschaft. Wo natürlich viele lustige Episoden die Mannschaft zusammen schmiedete. So war Karl Schmidt eine Wette eingegangen im Nahen Bach so viele Forellen mit der Hand zu fangen, dass Willi Wenzel sie nicht auf einmal essen konnte. Das Forellenfangen hatte er zuhause im Forellenweiher praktiziert. Hier im eiskalten Wildbach, stand er nach einer Stunde mit leeren Händen da. Als Student mußte er ja nun seine verlorene Flasche Sekt wieder zurück gewinnen.
Er wettete noch einmal mit Willi Wenzel um eine Flasche wenn er länger als 5 Minuten im Wildbach bleibt, dabei dachte er an seine eiskalten Hände. Kaum ausgesprochen schlug Willi ein und Trainingsanzug aus und saß auch schon bis zum Hals im eiskalten Wasser. Als die 5 Minuten rum waren, meinte er nur, Karl. wenn Du noch eine Flasche drauf legst dann bleibe ich weitere 5 Minuten. Dem hat dann Karl nicht mehr zugestimmt. Jedenfalls haben Fritz Walter und Trainer Richard Schneider anschließend einen riesigen Aufstand gemacht, als sie erfuhren wie leichtsinnig hier die Gesundheit aufs Spiel gesetzt wurde. Die Mannschaft hatte aber ihren Spaß und das war ja auch nicht ganz unwichtig.
Dann begannen die Endrundenspiele. Leider wurden wir jüngeren ins zweite Glied genommen. War uns auch verständlich, schließlich waren die älteren Spieler schon zweimal Deutscher Meister geworden und auch unsere Weltmeister wollten natürlich nicht zurück stehen.13-KSC-FCK Dabei waren der Karlsruher SC im ersten Spiel vor 80 000 Zuschauern in Ludwigshafen unser wohl stärkster Gegner. Das Spiel wurde für uns mit 1:0 verloren. Im Rückspiel wurden wir jungen Spieler mit Werner Mangold und mich eingesetzt und erhielten im Sportmagazin ganz prächtige Beurteilungen. „Die neue Läuferreihe mit Ahrens, Eckel, Mangold war gerade auf den jungen Flügeln besonders stark.“ Das Schlimme an dieser Endrunde jedoch war, dass wir am Ende wegen 2-hundertstell Tordifferenz nicht ins deutsche Endspiel kamen. Es war eine Riesenenttäuschung für alle.
Das konnte auch das im Oktober folgende Spiel gegen Wismut Aue dem DDR Meister vor 120 000 Zuschauern in Leipzig nicht ganz verwischen. Obwohl dieses Spiel ebenfalls ein einmaliges Erlebnis war. In meinem zweiten Bericht in den Fußballfanseiten habe ich schon dieses besondere Spiel genauestens beschrieben.

Liebe Fußballfreunde, dieser Bericht ließ leider ein wenig auf sich warten, sodass zwischenzeitlich der FCK wieder in der ersten Liga ist und hoffentlich auch die Klasse halten wird. 13-Fritz WalterEs wäre sehr schön für die mehr als 400 Fanclubs des Vereins, aufsteigen und gleich Meister machen, wie schon einmal, das wollen wir ja gar nicht.

Für die FCK-Fans und Fritz Walter Freunde habe ich mit meinem letzten Album „Mythos Fritz walter“ eine höchst interessante Zeitspanne ins Internet gestellt. Interessierte erreichen diese Bilder unter https://get.google.com/albumarchive/117433336971242753560?source=pwa .
Wer gleich bis ans Ende meiner 28 Alben fährt, hat diese 90 Bilder sofort vor Augen und kann sie als Diaschau ansehen.

Viel Spaß wünscht euer Gerhard Ahrens