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Gerhard Ahrens: „Fritz Walter und Otto Render erzählen über ihre Kriegserlebnisse“

16.04.15 (1. Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Bundesliga, Aktuelles, Gerhard Ahrens, Länderspiele, Startseite)

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Gerhard Ahrens neues Buch – “Fußballmärchen geträumt….. und wie sie wahr wurden”

Weiter gehts… Fortsetzung vom 28.03.2015

Als im März 1953 meine Lehre abgeschlossen war, habe ich Fritz Walter angeschrieben und ich erhielt seine Einladung zum Probetraining. Es war zwischenzeitlich Juni geworden und es liefen die Vorbereitungen zur 2. Deutschen Meisterschaft des 1.FCK. Karl Ningelgen der Trainer der Amateure lud mich sofort zu einem Spiel in Biedenkopf in der Jungliga ein und ging am nächsten Tag mit
mir durch die Stadt um ein Zimmer zu besorgen. Es klappte auch in der Mozartstraße, wo schon Karl Wanger aus der Walter-Elf wohnte und wir hatten 2 Kameraden Franz Müller und Heini Kraußer von den Amateuren in unserem Zimmer. Es gab wenig Wohnraum, die halbe Stadt war ja noch zerstört. Aber wir verstanden uns gut. Arbeit beim Amerikaner als Gabelstapler Fahrer im Depot hatte ich sofort. Der Name Fritz Walter half uns nicht nur bei der Arbeitssuche, sondern in allen Lebenslagen öffnete er für uns problemlos alle Türen, so auch später bei der Pfaff  AG im Lohnbüro, wo ich zum Chef nur die Hand heben brauchte und er winkte mich raus, da er im Vereinsvorstand war und wusste, heute ist der FCK wieder auf Freundschaftsreise zu den umliegenden Vereinen. Die hatten meistens ein volles Haus und dadurch wussten auch sie finanzielle Vorteile zu schätzen.

Die damaligen Verhältnisse sind überhaupt nicht mehr vorstellbar. Geben sie heute einmal einem Azubi in den drei Lehrjahren 25,- , 30,- und 35,- DM monatlich.  Mehr bekamen wir damals nicht. Ich habe es erst selber nicht glauben wollen, als man mir eine Kopie von Fritz Walters Vertrag mit dem FCK aus der Vertragsspieler Zeit vorlegte, in dem ein monatlicher Geldbetrag von 120,- DM  vereinbart war. Vom Vorstand und Fritz gegengezeichnet.
Dabei hatte er doch ein in die Hunderttausende gehendes Angebot von Real Madrid vorliegen. Aber die Treue zu seinem FCK und die von ihm nach dem Krieg  mit aufgebaute so erfolgreiche Mannschaft waren es ihm mehr wert als alle Geldlockungen. Sicher haben nicht nur seine Erfahrungen aus den Kriegsjahren dazu beigetragen, sondern seine Einmaligkeit, die auf den Gedenkstein vor dem Stadion in Alsenborn dieses festhält:

Fritz Walter Gedenkstein

Fritz Walter Gedenkstein

 

 

Fritz Walter und Otto Render erzählen über ihre Kriegserlebnisse.

Das letzte Länderspiel war am 28. November 1942 und wurde gegen die Slowakei im damaligen Preßburg mit 5:2 gewonnen.

Als Fritz Walter dann im Dezember 1943 seinen Marschbefehl nach Ostfriesland bekam, konnte er zu Weihnachten noch bei seinen Eltern in Kaiserslautern vorbei fahren. Man merkte Fritz an, wie wichtig ihm dieser Besuch bei seinen Eltern war.  Major  Graf, von Sepp
Herberger um Hilfe gebeten, Fritz zur Luftwaffe zu holen, hatte enorme Probleme bis die Versetzung von der Infanterie zur Luftwaffe geklappt hat. Herberger, der sich ernsthafte Sorgen um die Gesundheit von Fritz Walter machte, mahnte die Spieler, ordnungsgemäß ihren Dienst zu versehen, damit sie von der Heeresleitung nicht aufgelöst werden.  Die roten Trikots führten zur  Namensgebung „Rote Jäger“, wahrscheinlich brachte Fritz Walter später diese Beeinflussung auch bei den „Roten Teufel“ seinem FCK zum Tragen.

Fritz Walter war überglücklich wieder Fußball spielen zu können. Das letzte Spiel in Frankreich lag bereits ein Jahr zurück. Major Hermann Graf hatte eine ganze Reihe guter Spieler eingesammelt und mit Sepp Herberger die Elf zusammengestellt. Fritz bekam seine Malaria Anfälle auch langsam in den Griff. In Aurich fand das erste Spiel gegen eine Marine Auswahl statt und wurde 5:0 gewonnen. Nachdem eine Spielvereinbarung mit Stuttgart kurz vor Weihnachten getroffen wurde, hatte Fritz das Glück, Heilig Abend bei seinen Eltern in Kaiserslautern zu feiern. Am 2. Weihnachtstag wurde in Stuttgart gespielt, aber 6:3 verloren, wahrscheinlich weil im Stuttgarter Team der Nationaltorwart Jahn stand.

Es wurden noch weitere Spiele geplant. Vor dem Spiel gegen Frankfurt ging ein Bombenhagel auf Frankfurt nieder und das Spiel wurde abgesagt. Die Zerstörung der deutschen Städte hatte ein erschreckendes Ausmaß angenommen und auch an den Fronten zeichnete sich bereits die Niederlage Deutschlands ab. Pfingsten 1944 fand noch ein Spiel gegen den HSV vor 12tausend Besuchern statt. Es wurde 3:2 gewonnen. Als die „Roten Jäger“auf dem Fliegerhorst Rotenburg stationiert waren, wurde dieser ebenfalls durch einen furchtbaren Bombenangriff verwüstet. 200 Todesopfer waren neben vielen Verletzten zu beklagen.   Bei einem Luftkampf mit den Amerikanern wurde Major Graf  so verletzt, das es fast ein Wunder war, dass er überlebte.

Es erfolgte daraufhin die Verlegung nach Rennes in Frankreich.  Hier holte sich Fritz Walter auch seine zukünftige Flugangst. Nur fünf Junkers 52 von gestarteten 12 Flugzeugen kamen  dort an. Sieben Flugzeuge wurden abgeschossen.
Wegen der Abschüsse wollte der Pilot in Orleans landen. Das Flugzeug hatte einen Treffer erhalten und brannte bereits.  Natürlich drängte alles schreiend zur Tür und Fritz stand vorne. Die Türklappe flog weg und hätten seine hinter ihm stehenden Kameraden nicht beherzt in seinen Koppel gegriffen und ihn  ins Flugzeug zurückgezogen, wäre er sicher tödlich abgestürzt. Dieses war die spätere Ursache für seine Flugangst. Im Jahr 1957 dann, bei Spielen der Walter-Elf in Amerika, musste Trainer Richard Schneider ihn regelrecht in die Flugzeuge  ziehen, wenn wir in St. Louis, Chicago oder Detroit spielten.

Anfangs war es in Rennes ziemlich ruhig, bis sich auch hier der Bombenkrieg bemerkbar machte und Fritz nach Le Mans verlegt wurde. Da die Invasionstruppen immer näher rückten, wurde er über Paris, Metz nach Dortmund auf den Flughafen  Brackel verlegt, wo auch wieder Fußball gespielt wurde.
Dann hieß es:  Major Graf ist wieder genesen und wurde an die Ostfront nach Krakau abberufen. Kein langer Aufenthalt  in Dortmund, Fritz wurde Ende September 1944 mit den „Roten Jägern“ nach Finsterwalde in der Nähe von Cottbus verlegt. Graf hatte die Verlegung der „Roten Jäger“ nach Krakau gefordert und auch durchgesetzt. Hier wurde vor 20tausend Soldaten ein Spiel gegen die Soldaten-Elf „Mölders- Krakau“ zu einen triumphalen 14:1 Sieg.

Fortsetzung folgt….

 

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DVD Waltermannschaft
DVD – Waltermannschaft

Diese DVD hat es in sich – Fußballfeeling pur: „80 Minuten schöne Erinnerungen, die jedes Fußballherz höher schlagen lassen“. Es ist nicht nur eine DVD für alle Fans, die jeden Samstag ins Stadion gehen, sondern auch für denjenigen der nur die Spiele der Nationalmannschaft schaut. Bestellt werden kann diese DVD über die unten aufgeführte Emailadresse.

Bestellmöglichkeit: waltermannschaft@web.de 12,- € frei Haus – Nur solange Vorrat reicht. Im Betreff unbedingt Fritz Walter schreiben

PS: Auf dieser Seite von Gerhard Ahrens gibt es eine große Bilderauswahl aus vielen Stadien und Ländern, nicht nur über eine sehr schöne Fußballvergangenheit.