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Panik im Präsidium – Nur Vizemeister

10.11.10 (1. Bundesliga, 2. Bundesliga, Aktuelles, Gerhard Ahrens, News, Startseite)

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Gerhard Ahrens schreibt für FussballFanSeiten.de – Folge 15
(Das gesamte Präsidium leugnete es später, mit ….)

Als das Spieljahr 1957/58 endete, waren wir in der Oberliga Südwest „nur Vizemeister“ mit einem Punkt hinter dem FK Pirmasens. Nach 11 Jahren ständiger Meisterschaft nur zweiter im Wettbewerb. Das muß im Präsidium Panik ausgelöst haben.

Es hatten viele Ehemalige aufgehört und auch Ottmar Walter schied am Ende der Runde aus. Fritz Walter machte noch ein halbes Jahr weiter. Also die Mannschaft der Runde 57/58 war die letzte Waltermannschaft mit beiden Walters.
15_Letzte_Mannschaft
Ich war seit 1955 bei der Firma Pfaff im Lohnbüro angestellt und hatte hier einen interessanten und guten Arbeitsplatz. Deshalb traf mich die plötzliche Nachricht in der „Rheinpfalz“ wahrscheinlich noch härter als meine Kameraden. Ich dachte nicht im Traum daran, Kaiserslautern zu verlassen. In der Zeitung waren 16 Spieler namentlich aufgeführt, die keinen Vertrag mehr beim FCK bekommen sollten. Alle alphabetisch sortiert „Ahrens“ zwangsläufig an erster Stelle, mit den Hinweis: Im nächsten Spieljahr gibt es für diese Spieler keinen Vertrag mehr. 15_Letzte_Mannschaft_1
Hier glaube ich einen entscheidenen Fehler begangen zu haben, dass ich nicht mit Fritz Walter sprach. Am nächsten Tag war schon Zahnarzt Dr. Hans von den Sportfreunden Saarbrücken bei mir Zuhaus und legte mir einen 4fach höheren Vertrag als beim FCK vor. Auf Grund der Vereinbarungen mit dem DFB konnten das Saarland, das damals noch zu Frankreich zählte, den Vertragsspielern das 1 1/2 fache gegenüber den Vereinen in der Bundesrepublik zahlen.
Es wurde mir ein Arbeitsplatz in Saarbrücken als Marktleiter eines Einkaufscentrums angeboten, den ich aber ablehnte, da ich in Kaiserslautern bereits meine spätere Frau kennen gelernt hatte und mich hier auch wohlfühlte. Auf keinen Fall wollte ich Kaiserslautern verlassen, es war meine zweite Heimat geworden. Zur Bedingung machte ich damals, dass noch einer meiner Kameraden mit mir nach Saarbrücken kommen sollte, um nicht dreimal die Woche allein fahren zu müssen. Die Wahl viel auf Otto Render, da die Hintermannschaft verstärkt werden sollte.
Es ging alles so schnell über die Bühne, dass ich überhaupt nicht heraus bekommen habe, wer eigentlich die Meldung in die Zeitung gesetzt hatte. Das gesamte Präsidium leugnete es später, mit dieser Nachricht etwas zu tun zu haben. Ich hatte eine gute Saison gespielt und hätte nie gedacht, dass so etwas auf mich zukommen könnte. Doch ließ es mein Stolz nicht zu, nunmehr Gnadenbrot beim FCK zu nehmen.15_Sportfreunde_Saarbruecken
Also ab zu den Sportfreunden in Saarbrücken. Obwohl ich damals Hinternisse zu überwinden hatte, die man sich sicher überhaupt nicht vorstellen kann. Die Autobahn führte damals über die Landebahn des heutigen Flugplatzes Ramstein und ging nur bis Bruchmühlbach, dann durch Vogelbach, wo Horst Eckel wohnte, die Landstrasse bis zum deutschen Zoll. Ein km weiter der französische Zoll und dann über die Dörfer nach Saarbrücken. Eine Autobahnverbindung nach Saarbrücken gab es 1958 noch nicht. Immer viermal bei jeder Fahrt durch den Zoll und auf der Landstrasse durch Homburg, St.Ingberth, Rohrbach und durch ganz Saarbrücken, da Burbach am anderen Ende der Stadt liegt. (Unsere Freunde sagten immer „Weltstadt Saarbrücken)
15_Saarauswahl
Otto Render war ein guter Freund und wir haben in den drei Jahren, wo wir jede Woche mindestens 2 mal aber meistens 3 mal die Woche nach Saarbrücken gefahren sind, kein böses Wort mit einander gesprochen. Mein alter VW machte die Strecke mit links und wir hatten nicht ein einziges Mal einen Schaden oder Schwierigkeiten mit dem Fahrzeug.
In Saarbrücken in den Saarwiesen trafen wir auf eine einmalige kameradschaftliche Truppe, die uns den Wechsel leicht machte. Otto Render blieb 3 Jahre und übernahm dann das Training des SV Alsenborn. Über das „Wunder von Alsenborn“ unter Fritz Walters Regie werde ich in den nächsten Berichten Näheres schreiben.

4 1/2 Jahre blieb ich und bin stolz darauf alle 122 Pflichtspiele in dieser Zeit absolviert zu haben. Wobei mein erstes Spiel gegen den FCK gleich mit einem 2:0 Sieg für uns endete. Die Presse schrieb: „Der FCK wäre sicherlich froh, wenn er Ahrens noch in seinen Reihen hätte.“ Über den 6:0 Sieg gegen die Nr. 1 im Saarland dem 1.FC Saarbrücken im Ludwigspark redet man heute noch. Kurios an diesem Ergebnis, der FC gewann in den Saarwiesen bei uns vor 8 000 Zuschauern 2:1 und wurde zum Ende der Saison noch Meister der Regionalliga Südwest.
Wir waren der Hecht im Karpfenteich, immer im oberen Drittel der Tabelle, sogar auf dem Betzen schafften wir ein 2:2. Als ich beim Ausmarsch auf den Platz am Ausgang Fritz Walter traf, der den FCK betreute und ihm sagte: „Friedrich, heute könnt ihr nicht gegen uns gewinnen“ und es dann auch geschah, hat er mir das noch lange nachgetragen. „Weisst Du noch was Du damals gesagt hast?“
Es war eine schöne Zeit in Saarbrücken, da ich meine Arbeit im Lohnbüro bei Pfaff aufgegeben hatte, machte ich mich als Getränkehändler selbstständig und ich glaube, es war ein guter Wechsel. Die freundschaftlichen Bande nach Saarbrücken bestehen heute noch und es gab viele Feiern in den folgenden Jahren, die wir mit unseren Freunden dort zusammen waren.

Im nächsten Abschnitt werde ich über das „Wunder von Alsenborn“ schreiben.15-alsenborn Genauso wie von dem Spiel 1956 in Leipzig mit Fritz Walters Jahrhunderttor, habe ich auch von Alsenborn einen Video Film gestaltet, um die damalige Sentation – ein Dorfverein steht auf den Stufen der Bundesliga in Bild und Ton für die Ewigkeit festzuhalten. Bestellung der Filme über waltermannschaft@web.de möglich.

Gerhard Ahrens

PS: Auf dieser Seite von Gerhard Ahrens gibt es eine große Bilderauswahl aus vielen Stadien und Ländern, nicht nur über eine sehr schöne Fußballvergangenheit.