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Das Wunder von Alsenborn – Der Aufstieg

04.01.11 (1. Bundesliga, 2. Bundesliga, Aktuelles, Fussballbücher, Gerhard Ahrens, News, Startseite)

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Gerhard Ahrens schreibt für FussballFanSeiten.de – Folge 16

Viele Fußballfans werden sich nunmehr fragen, was hat diese Überschrift mit dem 1.FCK zu tun. Ihnen sei gesagt: Die Alsenborner wurden in den nächsten Jahren nur noch als FCK-Land bezeichnet. Das hatte seine Ursache darin, dass einige gute Nachwuchskräfte des FCK nach Alsenborn wechselten, da sie sich unter der Regie von Fritz Walter einfach wohler fühlten.

Das_Wunder_von_Alsenborn

Das_Wunder_von_Alsenborn

Fritz Walter stand mit dem ehemaligen guten Spieler und Bauunternehmer Hans Ruth als Garant für den systematischen Aufbau einer außergewöhnlichen Mannschaft. Die Jahr für Jahr von der Kreisklasse aus, den Aufstieg in die nächst höhere Klasse schaffte.

Fritz Walter hatte Otto Render nach drei Jahren Spielzeit in Saarbrücken als Trainer nach Alsenborn geholt. Ich blieb noch 1 1/2 Jahre länger in Saarbrücken. Es sollte ruhig einmal geschrieben werden. Nach dem Aufstieg der Sportfreunde 1958 wurde die oberste Spielklasse die nächsten fünf Jahre konstant gehalten und zwar in der Regel im obersten Drittel der Tabelle der Oberliga Südwest. Nach meinem Abgang Ende des Jahres 1962 konnte der Verein nur noch ein Jahr die Klasse halten und spielt heute wieder in den unteren Klassen im Saarland.

Gerhard Ahrens

Gerhard Ahrens


Im Dezember 1962 hatte es Otto Render geschafft, mich zu überzeugen, dass ich in Alsenborn gebraucht werde. Auch meinem Geschäft, ich hatte mir zwischenzeitlich ein Getränkegrosshandel aufgebaut, würde meine Anwesenheit sicherlich auch besser stehen als das ständige unterwegs sein nach Saarbrücken. Ehrlich muss ich gestehen, auch das Verhältnis zum damaligen neuen Trainer, war nicht so wie ich mir eine Zusammenarbeit zwischen Trainer und Spieler vorstellte. Ich war mit meiner Frau zu meinen Eltern in Hannover gefahren, um sie meiner Verwandschaft vorzustellen. Meinem Trainer hatte ich damals gesagt: Am Freitag bin ich wieder zurück und Einsatz bereit. Er stellte mich ausgerechnet noch gegen VFR Kaiserslautern in die zweite Mannschaft. Damit war meine Serie kein Spiel in den 4 1/2 Jahren ausgesetzt zu haben, unterbrochen und das ärgerte mich sehr, da hätte ich auch noch länger bei meinen Eltern bei Hannover bleiben können. Ich kündigte daraufhin meinen Vertrag bei den Sportfreunden zum Jahresende 1962.

SV Alsenborn Fritz-Walter-Gedenkstein

SV Alsenborn Fritz-Walter-Gedenkstein

Entscheidend war dann aber auch der Anruf von Fritz Walter natürlich von meinem Freund Otto Render angeregt, der von meinem Ärger wußte. So wechselte ich zum SV Alsenborn und musste eine längere Sperre in Kauf nehmen. Es reichte aber um bei den Aufstiegsspielen von der 2. in die 1. Amateurliga mitzuwirken. Die erste Amateurliga forderte von uns schon mehr und als dann der Aufstieg Ende der Saison in die Oberliga Südwest perfekt, war dieses eine tolle Leistung der Mannschaft.

Es machte so richtig wieder Spass Fußball zu spielen. In Anbetracht der laufenden Zugänge auf Grund der Erfolge und meines Alters spielte ich dann noch ein weiteres Jahr als letzter Mann in der zweiten Mannschaft. So zu sagen als Reserve auf Abruf. Es kam meiner beruflichen Tätigkeit entgegen. Jedenfalls das Wunder ging weiter als der SV Alsenborn in den Jahren 1967/68, 1968/69 und 1969/70 dreimal hinter einander in der Oberliga Südwest die Meisterschaft errang. Damit an den Aufstiegsspielen zur Bundesliga teilnahm und nur um einen einzigen Punkt nach der letzten Meisterschaft den Aufstieg verpasste. Es wird den meisten Fussballern auch bekannt sein, dass dem Verein der Aufstieg zur zweiten Bundesliga durch Machenschaften der DFB Führung unrechtmäßig verweigert wurde.

Fritz Walter Postkarte

Fritz Walter Postkarte

Jedenfalls war es eine fantastisch gut zusammen gestellte Mannschaft der SV Alsenborn und Fritz Walter der Garant für eine feine auf alle Spieler abgestimmte technisch präziese Mannschaft. Fritz verstand sein Wissen und Können durch seine menschliche Art auf die Elf zu übertragen und die Kameradschaft so zu fördern, dass automatisch auch die Leistung der einzelnen Spieler angespornt wurde und die Erfolge zwangsläufig kamen. Als ein zweitausend Seelen Dorf plötzlich an die Tür der Bundesliga klopfte, vor 80.000 Besuchern im Olympia Stadion in Berlin spielte, brach im DFB Panik aus. Wie sollte denn so etwas überhaupt gehen? In einer Ortschaft wo nur fünftausend Besucher Platz im Stadion hatten.

Na, ja, damals war Hermann Neuberger aus Saarbrücken Präsident beim DFB und dann durfte entsprechend den Leistungen und Tabellenstand statt den berechtigten Alsenbornern der FC Saarbrücken aufsteigen. Warum sollte es ihm DFB anders sein, wie es sich zwischenzeitlich doch auf allen Gebieten in unserem Land schon eingespielt hat. Wer gut schmiert – fährt gut!

SV Alsenborn Fritz-Walter-Gedenktafel

SV Alsenborn Fritz-Walter-Gedenktafel


Da habe ich als nächstes Kapitel noch einiges im Ärmel, was gerade auf den letzten Satz zutrifft – aber lasst mir etwas Zeit es zu Papier zu bringen. Ich bin nicht mehr so schnell wie früher. Aber es erfüllt mich mit Stolz, was Fritz Walter in einem persönlichen Brief an das FCK Präsidium über meine sportliche und menschliche Art schrieb. Alle 3 weitere Helden von Bern, Werner Liebrich, Ottmar Walter und Horst Eckel haben diesen Brief gegen gezeichnet. Außer Werner Kohlmeyer, er hatte uns leider schon im Alter von nur 49 Jahren verlassen. Also freut euch auf den nächsten Abschnitt meines Lebens – es bleibt weiterhin interessant – wahrscheinlich wird es noch spannender als bisher.

Gerhard Ahrens

PS: Auf dieser Seite von Gerhard Ahrens gibt es eine große Bilderauswahl aus vielen Stadien und Ländern, nicht nur über eine sehr schöne Fußballvergangenheit.
Fritz Walter CD

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