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Fritz Walter und der Betzenberg erblickten im gleichen Jahr das Licht der Welt.

09.02.10 (Aktuelles, Gerhard Ahrens, Startseite)

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Gerhard Ahrens schreibt für FussballFanSeiten.de – Folge 5

Aus den Zusammenschluß zweier Kaiserslauterer Vereine FC Palatia und FC Bavaria 02 wurde 1900 der FC Kaiserslautern gegründet. Damals spielte man auf dem Platz zwischen der Radrennbahn. Bereits im Jahr 1909 wurde die erste Südwestmeisterschaft eingefahren. Dann ruhte der Spielbetrieb während des 1. Weltkrieges. Der am 11.11.1918 sein Ende fand. Die weiteren Informationen bekam ich bis ins Detail durch einen Zeitzeugen, der wohl das älteste Vereinsmitglied seiner Zeit im Verein war und mir auch das erste Vereinsheftchen stolz präsentierte. Ein Bild auf dem sein Vater und er so gut wie ehrenamtlich 1919 die Stehränge auf den neuen Platz auf dem Betzenberg befestigten. Die Wasserflaschen stellte der Verein und es gab noch 6 Mark als Lohn die Woche.



Von der Radrennbahn in der Eselsfürth auf den Betzenberg. Wie kam es dazu? Der Verein fühlte sich durch die Radrennbahn eingeengt und hatte in ihren Reihen einige Mitglieder die auf dem Betzenberg eigene Grundstücke hatten und diese dem Verein zur Verfügung stellten. Jedenfalls konnte ich vom Betzenberg auch noch 2.200 qm retten als die Eigentümer die Vermieter meines Getränkeshops in der Weberstraße die Stadt verlassen und zu ihren Kindern in die Rhön ziehen wollten. Die Verlängerung vom heutigen Amateurplatz bis zum Steinbruch war in den 60er Jahren mein Eigentum und wird heute am Stadion als Parkplatz genutzt.

Aus Erzählungen meiner Kameraden weiß ich, dass nicht alle Grundstücke so ohne Weiteres ins Vereinsvermögen übergingen. Bis weit in die 50er Jahre sprach man immer noch davon, dass vor dem Tor ein Grundstück von dem Besitzer noch nicht übergeben war und sich in Privatbesitz befand.

Betzenberg 1920Ehrenamtliche
Das vernagelte Tor ist jedoch nicht das Grundstück sondern ein Film einer Trainingseinheit der Walter-Elf und hat mit dem Platz vor dem Tor nichts zu tun. Nebenbei der Film ein schöner Beweis dafür, dass auch schon in den 50er Jahren unter Leitung von Fritz Walter gutes Training, die Kameradschaft und der Ehrgeiz der einzelnen Spieler der Schlüssel zu den großen Erfolgen des FCK war. Wo kein Fleiß – da kein Preis.

Als dann am 23. Mai 1920 der neue Platz eingeweiht wurde, waren es dann nur noch 5 Monate und Fritz Walter wurde geboren. Also kann man fast sagen, das Fritz Walter und der Betzenberg zu gleicher Zeit das Licht der Welt erblickten. Fritz Walters Vater war zeitweilig in den Kriegsjahren in Berlin stationiert und lernte dort Fritz seine Mutter kennen. Sie zogen nach Kaiserslautern und der Vater eröffnete eine Gaststätte und wurde auch Vereinswirt des FV Kaiserslautern. Das Elternhaus in der Bismarckstraße wurde auch das Geburtshaus von Fritz Walter und war eines der wenigen Häuser, die einigermaßen den Krieg überstanden und heute noch als Gaststätte genutzt wird.



Platzeinweihung 13.05.1920




Elternhaus von Fritz Walter




Vater Walter mit seinen 5 Kindern
Als Fritz 1928 als Schüler bereits Aufmerksamkeit in der Schülermannschaft erregte, hatte er bereits mit Ottmar, Ludwig, Sonja und Gisela vier weitere Geschwister. Vater Walter wollte ja, weil in dem Sport mehr Geld zu verdienen war, dass die beiden Ältesten Boxer in der Box Abteilung beim Verein würden. Fritz war da nicht zu begeistern, obwohl er ja Ende der 30er Jahre ein enges freundschaftliches Verhältnis zu Max Schmeling hatte, aber Ottmar war 2 Jahre als Boxer dabei. Wenn Ende der 20er Jahre auf dem Betzen ein Spiel war, dann hieß es bereits bei den Fans des Vereins, komm wir gehen früher hoch, da spielt heute das kleene Fritzchen vorweg. Wenn man das Mannschaftsbild der Schülermannschaft sieht, dann erkennt man auch schon den späteren Trainer Richard Schneider und ganz am Ende der Kleinste in der Truppe ist Werner Baßler, der in seiner Vertragsspieler Zeit mit 1.388 (in Worten: Eintausenddreihundertachtundachtzig) geschossenen Toren ungekrönter Torschützenkönig für alle Zeiten im deutschen Fußball sein wird. In den 20er Jahren waren es die Inflationsjahre, die allen Familien schwer zu schaffen machten. Mein Vater erklärte mir die Inflation so: „Du hast den ganzen Monat hart gearbeitet und zum Monatsende bekam man 20 oder 30 Millionen Mark ausgezahlt, dann mußte man schnell einkaufen und es konnte einem passieren, dass man für das Geld gerade mal ein Brot bekam.“ Diese Zeit war ganz sicher für die Familie Walter mit ihren fünf Kindern kein Zuckerschlecken. Es langte aber, um auch einmal Opa und Oma in Berlin zu besuchen und ein Bad im Wannsee zu nehmen.

Als dann Anfang der 30er Jahre auch die späteren Weltmeister wie Ottmar Walter, Werner Liebrich und Werner Kohlmeyer sowie auch Ernst Liebrich gemeinsam in einer Jugendmannschaft spielten, kann man sich leicht ausrechnen, das diese Spielzeiten auch nach dem 2.Weltkrieg schnell spielerisch und kameradschaftlich eine fantastisches Gerüst für die spätere Waltermannschaft wurden. Ab 1948 hier einmal vorgegriffen 5 Mal in Endspielen um die Deutsche Fußballmeisterschaft und elf Mal in ununterbrochen Folge Oberliga Südwest Meister. Zweimal Deutscher Meister, eine fantastische Bilanz im deutschen Fußball. Aber es waren noch beschwerliche Jahre bis dahin.



So spielte Fritz bereits mit 17 in der 1. Mannschaft beim 1.FCK. Nur bevor er die ärzliche Zustimmung bekam, war er in der Metzgerei Speyerer in der Beethovenstraße ständiger Mittagsgast. Damals waren mit den Personal bis zu 16 Personen am Familientisch und es gibt aus dieser Zeit noch einige nette Anekdoten. Auch Sepp Herberger war Anfang des Krieges bei den Speyerers oft zu Gast und ich besitze noch zwei DIN A4 Bogen mit Maschine geschrieben und unterzeichnet, in dem Schreiben bedankt sich Herberger auf das herzlichste bei der Familie Speyerer für die große Fürsorge und das prächtige Essen. Mit 19 hatte Fritz bereits seine Kontakte zu Bundesreichstrainer sagte man wohl damals zu Sepp Herberger. Dann sein erstes Länderspiel gegen Rumänien mit 3 eigenen Toren ein glänzender Start in seine 61 Länderspiele für Deutschland.
Im nächsten Abschnitt werde ich die Kriegsjahre mit den restlichen Länderspielen, die Zeit in der Sportkompanie „Rote Jäger“, dem Kriegsende und die ersten Jahre danach mit dem Aufbau des neuen FCK eine höchstinteressante Zeitspanne mit dem Kampf ums Essen, den Kartoffelspielen aufgreifen. Dann die Schilderungen aus Ernst Liebrich seinem Manusskript mit den Kriegsjahren und die Leidenszeit seiner Familie. Noch lebende Zeitzeugen wie der 51 er Deutscher Meister Bernhard Fuchs (87) was er nach dem Krieg erlebte und sich durchschlagen mußte um zu überleben und seinen Abschied aus der Meistermannschaft bedingt durch die Nachkriegsbelastungen als Aluminium Schweißer bei der französichen Besatzungs Macht im Eisenbahn Depot. Es gibt viel aus dieser Zeit zu berichten. Jahre die so hoffentlich niemals wiederkommen, dass eine Kriegsgefahr für alle Zeiten in Europa ausgeschlossen bleibt. Die Nachkriegsjahre haben die Ansprüche gegenüber den heutigen in genügsamere Bahnen gelenkt. Diese Zeit prägte auch die alte Generation und manchmal wäre es besser, man würde endlich erkennen, dass es nicht immer weitere Steigerungen geben kann. Fritz Walter mit 5 Jahren

Schülermannschaft


Liebe Fußballfans, ich habe es Peter überlassen, die einzelnen Abschnitte meiner Berichte mit seinen Überschriften zu belegen. Prompt kommt die Überschrift „mit dem Fahrrad nach Kaiserslautern.“ Glaubt mir, so eine richtiger Aufreißer ist wichtig um Interesse zu wecken. Aber eigentlich könnte ich allein über diese Fahrt mit zwei Freunden Bücher schreiben. Man kann alles so ein wenig heraus putzen um Aufmerksamkeit zu erzeugen, aber glaubt mir, es war noch schlimmer als jeder von euch sich ausmalen kann. Einen kleinen Vorgeschmack möchte ich euch schon einmal vermitteln.

Als wir in Kaiserslautern zu dritt mit dem Fahrrad waren, mußten wir ja wieder nach Haus zurück. Also über den Hunsrück, in Traben Trabach die Mosel bis Koblenz entlang. Dann auf die andere Rheinseite und bis zur Loreley. Was ich nunmehr schildere ist tatsächlich passiert, mein Wort drauf. Wie ich die Loreley mit dem Fahrrad herunter gefahren bin, bekam mein Rad durch das Gespäck hinten so eine Geschwindigkeit, dass ich im hohen Bogen über die Lenkstange flog. Der ganze Stolz, mein schönes blaues Polohemd sah wie ein Sieb aus. Na, ja Kniee und Hände auch nicht besser. Jetzt wird mancher sagen, nun ist er total durchgedreht, die 300 Meter den Felsen runter und dann mit den Kopf auf den Asphalt der Rheinstraße. Wir haben uns dann noch bis nach Rüdesheim geschleppt, dort war die Jugendherberge belegt und wir mußten bei einem Bauern auf den Heuboden schlafen. In den großen Ferien, war die ganze Jugend mit Fahrrädern unterwegs. Nicht mit 24 Gangrädern sondern vorne ein Zahnrad und hinten eines und wenn ein Zahnkranz blank war, wurde die Kette so fest angezogen, dass sie einfach nicht mehr abspringen konnte. Ersatz gab es nirgends. Schön war es trotzdem. Da hatte ich doch auch einen Kochtopf hinten aufgeschnallt um hin und wieder einmal etwas zu kochen. Hat nie geklappt, den habe ich nur spazieren gefahren von Hannover nach Kaiserslautern und zurück.

Um da keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen. Oder man glaubt vielleicht, dass schon vorher einmal etwas ähnliches passiert sein muß, die Loreley runter oder so, sonst könnte man nicht auf so eine verrückte Idee kommen. Es geschah, als ich auf der Zubringerstraße hinter dem Felsen von der Loreley nach St. Goarshausen runter gefahren bin. Zufrieden ? Der nächste Bericht beschreibt die Kriegsjahre und die Folgen für den Verein.

Gerhard Ahrens




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