FussballFanSeiten.de

Gerhard Ahrens schreibt für FussballFanSeiten.de – Folge 11

Die Weltmeisterschaft 1954 wird keine Steigerung in sportlicher sowie auch gesellschaftlicher Hinsicht mehr zulassen.

Was dieser großartige Erfolg unserem Land brachte ist nur schwerlich nach zu vollziehen. Dazu musste man die Jahre davor und den Krieg mit erlebt haben. Die vielen Demütigungen und die völlig zerstörten Städte sowie die Verachtung unserer europäischen Nachbarn. Viele Zeitzeugen schwören noch bis in die heutige Zeit: Nicht nach der Währungsreform 1948 sondern erst nach der Weltmeisterschaft in Bern begann das sogenannte deutsche Wirtschaftswunder.
Im vorherigen Bericht ist mir ein Fehler unterlaufen, da ich aber in Hannover einen guten Freund sitzen habe, dem ich kein X für ein U vormachen kann, muss ich folgende Korrektur vornehmen:
1951 im Endspiel gegen Preußen Münster schilderte ich wie Bernhard Fuchs als Linksaußen aufgestellt, im Spiel die Sonderbewachung von Gerritzen und Schade übernehmen sollte. Dabei unterlief mir ein Fehler, denn beide konnte er nicht auf einmal kaltstellen. Schade spielte in Fürth und nicht in Münster und Bernhards Vorstopper Aufgabe galt Horst Schade im Spiel gegen Fürth. Dem Treffen im Vorrundenspiel. Fürth schied dann gegen VFB Stuttgart im Halbfiniale aus.

Als ich 1953 meine Zelte in Kaiserslautern aufschlug, hatte ich das große Glück gleich in der Jungliga eine herzliche Aufnahme zu finden. Das Jahr danach in der Amateurmannschaft festigte bis heute bestehende Freundschaften. Als Mittelstürmer konnte ich meinen Torhunger zeigen und schoss von 110 erzielten Toren mehr als 60 bei den Amateuren. Die Aufstellung in der südwestdeutschen Amateur Auswahl, ein weiterer Freibrief für den Kader zur Waltermannschaft meinem großen Ziel, das ich dann ab 1954 erreichte und dem engeren Kreis der Walter-Elf angehörte.

Zu einem Zeitpunkt als sich in Kaiserslautern die Ereignisse überschlugen. Erst mußte ich in Hamburg 1954 gegen Hannover 96 die bittere Niederlage im deutschen Endspiel mit erleben. Eine Niederlage, die den fünf späteren Weltmeistern aus Kaiserslautern fast die Teilnahme an der Weltmeisterschaft gekostet hätte. Wenn da nicht Sepp Herberger gewesen wäre, der genau das Leistungsvermögen von Fritz Walter und seinen vier weiteren Kameraden aus der Walter-Elf einzuschätzen wußte und man immer einmal wieder einen unglücklichen Spieltag erwischen kann. (Der Ball ist rund).
Die Fritz Walter Fans wußten jedoch die großartige Leistung der Walter-Elf über die ganzen vorherigen Jahre zu schätzen und so gab es einen prächtigen Empfang für den Vizemeisters in der Heimat. Eine richtige Einstimmung auch für mich und meine weiteren Jahre in Kaiserslautern.

Und dann kam Bern. Mit meinem Bericht möchte ich mehr das Umfeld und die Vorbereitungen sowie unbekannte Bilder bringen, da der Ablauf der Weltmeisterschaft ja wohl allen Fans geläufig sein dürfte. Vieles hörte ich später auch während unserer Flüge in Amerika, als Sepp Herberger inmitten meiner Kameraden von der tollen Kameradschaft innerhalb der Weltmeister-Elf berichtete. Fritz Walter verstand es durch seine Persönlichkeit, die richtige Einstellung im WM-Kader zu fördern und Sepp Herberger hatte ein Händchen dafür, die richtigen Spieler zusammen zu bringen.
So begannen die Vorbereitungen im Hotel „Blume“ im schönen Schwarzwald in der Nähe von Baiersbronn. Mit Spaziergängen und Kleingolf wurde mehr erreicht als ausschließlich hartem Training und dadurch eine gesunde Ruhe in die Mannschaft gebracht.

Die Voraussetzungen waren hier in Obertal optimal. Zwei Jahre später erlebte ich eine ähnliche Zeit mit der Waltermannschaft als wir uns auf die 56er Endspiele zur Deutschen Meisterschaft im gleichen Hause vorbereiteten.

Bei der Auswahl des Hotels in der Schweiz in Spiez hatte dann der DFB wieder eine gute Hand. Albert Sing für die Betreuung der Mannschaft zuständig, war bestens mit den Verhältnissen in der Schweiz vertraut und wählte das Hotel Belvedere in Spiez aus. Im Jahre 2004 organisierte er im gleichen Hotel auch eine Ausstellung über die 54er Weltmeisterschaft.

Wenn unsere Mannschaft in den Straßen von Spiez auftauchte, sprachen die Spiezer nur von der deutschen Mannschaft in Arbeitskleidung. Es soll nicht unterschlagen werden, dass sie auch schon einmal mit Hut (siehe Bild) durch die Straßen gingen.
Über die Spiele zu berichten erübrigt sich, da gibt es keine Lücken mehr. Heute habe ich durch Fritz Walter Fans so viele Bilder und Filme von damals, dass ich ganze Abende damit füllen könnte. Für Fußballfans habe ich viele dieser Bilder auch bereits in meinen Alben stehen. Über mein Buch unten rechts können alle durch Anklicken sich auf diese Bilderalben bei Picasa einwählen. http://picasaweb.google.de/ahrensgerhard (so geht es auch)

Empfehlen kann ich den folgenden Link von 1973 im Blauen Bock. Dieses Video hält uns die Erinnerungen an die Spieler noch einmal mit ihrem Lied schwarz und weiß sind unsere Farben, wach. Für manchen älteren Menschen von uns sollte die Feuchtigkeit in den Augen unvermeidbar werden, wenn er mit den ihn bekannten Gesichtern beim Gesang konfrontiert wird. http://www.youtube.com/watch?v=meI00cJmoR0
Vor einem Jahr haben wir den Verein http://www.initiative-fritz-walter-museum.de/ gegründet. Mehr als 200 Mitglieder haben sich bereits zusammen gefunden und wie auf den Seiten der Initiative zu erkennen ist, haben wir schon viele wertvolle Exponate sammeln können. Herbert Zimmermann, Rudi Michel, Ernst Liebrich mit seinen Aufzeichnungen und auch Bernd Lutzi bin ich sicher, wird uns bei der Einrichtung des Museums zur Seite stehen.
Heute sind die Mitglieder des Vereins Initiative Fritz Walter Museum geschockt. Nicht wegen der Niederlage heute am 23.4.2010 gegen Rostock und der Aufstieg wieder in Gefahr gebracht. Sondern weil die Verantwortlichen den Stadion Namen wegen des schnöden Mammons verkaufen wollen. Es gibt andere Möglichkeiten den Verein nach vorn zu bringen. Welcher Zweitliga Verein kann schon bei einem Heimspiel 50 000 Besucher auf die Beine bringen. Es müßte mit dem schwarzen Teufel zu gehen, wenn man dieses nicht auch ohne den Verkauf des Namens Fritz Walter schaffen kann. Erkennt endlich was Fritz Walter weltweit für unsere Stadt und für unser gesamtes Land getan hat. Im nächsten Bericht werde ich über die gefüllten Stadien in aller Welt erzählen und mit Bildern belegen und die Sympthien die der Walter Elf entgegen schlugen.

Einmalig als in Singen der Sonderzug die deutsche Grenze passierte. Der Empfang in Münschen vor mehr als 500tausend begeisterten Fußballfans. Die Ankunft unserer fünf Weltmeister in Kaiserslautern. Der Empfang im Olympia Stadion in Berlin. Ereignisse die nicht mehr zu toppen sind.
Viele Bilder aus dieser Zeit habe ich noch im Besitz. In den nächsten Wochen werde ich auch meine Alben weiter aufstocken. Also immer wieder einmal vorbei schauen. Meine Arbeit ist zwar sehr zeitaufwendig, aber es ist ein schönes Gefühl, wenn Kinder oder Enkel schreiben, unser Vater oder Opa hatte Tränen in den Augen als er die DVD mit Bildern und Liedern der Waltermannschaft abgespielt hatte. Ganz ehrlich, mir ging es ebenso, als ich die all zu früh von uns gegangenen im Blauen Bock wieder sah.

Gerhard Ahrens

PS: Uter http://picasaweb.google.de/ahrensgerhard gibt es eine große Bilderauswahl sowie bei http://www.wo-was-wie-hilft.de/ aus vielen Stadien und Ländern Berichte nicht nur über eine sehr schöne Fußballvergangenheit.